Der Forderung meines Kollegen Rossmann an den Bundesverkehrsminister, deutlich mehr Mittel in die Schiene zu investieren, kann ich mich nur anschließen. Bedauerlicherweise hinkt die Bundesregierung den Anforderungen an eine moderne Bahnpolitik noch weit hinterher. Daran ändert auch das Lippenbekenntnis des Auto-Ministers Scheuer zur „Schiene als Verkehrsträger Nummer eins“ nichts. Was zählt ist das Handeln. Leider fehlen immer noch die Maßnahmen und die fortschrittliche Strategie.
Denn bis zum „Verkehrsträger Nummer eins“ muss die Schiene viel weiter über sich hinauswachsen als bisher von der Koalition diskutiert, geschweige denn umgesetzt. Seit 40 Jahren wird ergebnislos über das dritte Gleis von Pinneberg nach Elmshorn geredet. Ein zusätzliches Gleis wäre sicher gut, könnte aber für eine Fahrgastzahlverdoppelung bei weitem nicht ausreichen. Ein drittes Gleis ermöglicht allgemein nur 30% Zuwachs, und die Strecke ist bereits heute überlastet.
Zudem müssen wir Alternativ- und Ausweichrouten stärken, um Chaos wie in den letzten Tagen zu verhindern. Eine gute Möglichkeit ist, die Strecke von Bad Oldesloe nach Neumünster zu elektrifizieren und das zweite Gleis wiederherzustellen. So hätte die Streckensperrung viel weniger Probleme verursacht. Davon könnte auch unsere Region deutliche Vorteile haben, weil sie weniger mit dem Durchgangsverkehr zu kämpfen hätte und zusätzliche Kapazitäten gezielt für den Nahverkehr vor Ort einsetzen könnte.
Wir sollten auch aufhören, isoliert Infrastruktur vor Ort zu fordern. Stattdessen möchte ich konkret die Angebote und Fahrpläne diskutieren und sehen, welche Infrastrukturanforderungen sich daraus ergeben. Zehnminutentakte zwischen Hamburg und Elmshorn sind für mich das Minimalziel. Mit Einbindung in den City-Tunnel Hamburg und schnellen Zügen ohne Halt zwischen Pinneberg und Diebsteich können die Reisenden zügig an die verschiedensten Stationen der Hansestadt gelangen. Nach Nord, West und Ost sollten die Züge mindestens im Halbstundentakt fahren.