Seit über drei Wochen trotzen die Ukrainerinnen und Ukrainer dem russischen Angriffskrieg. Tausende Menschen sind gestorben, Familien entzweit und Millionen auf der Flucht. Jetzt kommt es darauf an, wie fest wir an der Seite der Ukraine stehen. Intensivste Gespräche auf der internationalen Bühne, scharfe Sanktionen und die Lieferung von Defensivwaffen sind nur einige Beispiele unserer Unterstützung. Mit tiefer Dankbarkeit sehe ich die große Hilfsbereitschaft der Menschen. Viele Bürgerinnen und Bürger spenden, engagieren sich in der Flüchtlingshilfe oder nehmen Geflüchtete bei sich zuhause auf. Und es liegt auch an der Energiepolitik, Putin unsere Unterstützung zu entziehen.
55% unseres Erdgases, 35% Öl und 50% der Steinkohle stammen bisher aus Russland. Dies müssen wir dringend ändern. Die Bundesregierung arbeitet intensiv daran alternative Lieferländer zu finden. Im Parlament arbeiten wir mit Hochdruck an der Regulierung von Gasspeichern. Kohlekraftwerke werden in den nächsten 2 Jahren nicht zurück gebaut, während gleichzeitig der Kohleausstieg 2030 eher leichter werden sollte. Denn wir brauchen kurzfristig gigantische Fortschritte beim Ausbau der Erneuerbaren, der Effizienz und dem Einsparen. Jetzt muss die ganze Gesellschaft zusammenstehen: Politik mit Fördergeldern und den richtigen Gesetzen, die Genehmigungsbehörden bei der Priorisierung von Erneuerbaren und Stromleitungen und alle Bürger in ihrem Umfeld: für die Ukraine, aber ebenso für unsere eigene Energiesicherheit, die durch die jüngsten Entwicklungen akut gefährdet ist.
Nicht zuletzt über persönliches Verhalten kann wirklich jeder und jede einen wichtigen Beitrag leisten. Ich stimme mit Robert Habeck überein: Die Kilowattstunde, die nicht verbraucht wird, das ist die, die uns im Moment am aller stärksten hilft. Zugleich spart sie bei den explodierenden Preisen für fossile Energien viel Geld. Große Hebel sind 1-2 Grad Raumtemperatur weniger, kurz und kräftig lüften statt Fenster auf Kipp, die Wäsche auf die Leine statt in den Trockner und ungenutzte Geräte vollständig abzuschalten. Weil manche von uns auf das Auto wirklich angewiesen sind: Wenn wir anderen öfter mal das Auto stehen lassen, bleibt mehr vom knappen Öl für diejenigen, die nicht ohne Auto können. Es kommt nicht darauf an, dass alles von Anfang an perfekt läuft. Aber es kommt darauf an, dass wir es jetzt entschieden angehen. Volle Solidarität mit der Ukraine sind keine leeren Worte. Und auch unsere eigene Sicherheit muss neu gedacht werden.
Der Gastbeitrag ist am 22.03.2022 in den Elmshorner Nachrichten erschienen.