Fragen wie diese diskutieren Arbeitgeber, wenn Mitarbeiter bei körperlich schwerer Arbeit und großer Hitze während des Tages aus religiösen Gründen nicht trinken.
Vorweg: Es gibt Lösungen. Aber man muss darüber sprechen. Zumal der Tag in Deutschland 2,5 Stunden länger sei, als in den Heimatländern vieler Geflüchteter und die Aufnahme von Essen und Trinken nach Sonnenuntergang hier deshalb erst erheblich später erfolgen könne.
Eben solche und andere Fragen wurden am Dienstagnachmittag diskutiert, als die Grüne Bundestagsabgeordnete Ingrid Nestle die Initiative ‚Alle an Bord!‘ in Itzehoe besuchte, um sich über die Integration von Geflüchteten in den Arbeitsmarkt zu informieren. Dort erhalten Geflüchtete Unterstützung bei der Suche nach Ausbildung oder Job, – oder wie Elham A., eine Geflüchtete aus Syrien, die dank der Hinweise der Integrationslotsen ihre Bewerbung für einen Studienplatz rechtzeitig abgeben konnte.
Das Projekt zeigt, wie Integration gelingen kann. „Ein Drittel der Beratungsklienten haben bereits auf dem ersten Arbeitsmarkt Fuß gefasst“, so Sabine Bleyer, Beraterin und Projektleiterin bei ‚Alle an Bord!‘. Viele weitere sind auf einem guten Sprachniveau angekommen oder in der Ausbildung. Kulturelle Unterschiede müssen einer positiven Zusammenarbeit nicht im Weg stehen, gute Erfahrungen habe man aber mit Kulturmittlern gemacht, die viele Missverständnisse gar nicht erst aufkommen lassen.
Auch Unternehmer Enno Meiners von „Expert Meiners“ freut sich über wertvolle Mitarbeiter: „Ich habe gute Erfahrungen mit sieben Flüchtlingen als Mitarbeiter“.
Gefordert wurde von ‚Alle an Bord!‘ mehr Transparenz, wem die Abschiebung droht. Die Unsicherheit koste die Geflüchteten sehr viel Kraft und Zeit, die sie besser in die Integration investieren könnten. Geflüchtete, die hier arbeiten und in die Sozialkassen einzahlen, sollten nicht abgeschoben werden.
Obwohl die Mitarbeiter und Geflüchteten eine gute Zusammenarbeit liefern, sind auch sie betroffen von der gegenwärtigen bundesweiten politischen Lage, die Elham A. als angsteinflößend beschreibt.
Das Thema spielt auch im Berliner Parlament eine große Rolle. „Ich kämpfe dafür, dass Menschlichkeit und Rechtsstaatlichkeit weiter zum Kitt unserer Gesellschaft gehören. Es ist nicht zu verzeihen, dass einige Politiker das Gewaltmonopol des Staates offen aushöhlen und so Anarchie sähen“, so Ingrid Nestle. „In Itzehoe können wir viele Beispiele finden, wo Menschen aus großer Not geflüchtet sind und hier jetzt wertvolle Arbeit leisten.“