Zugfahren an sich ist klasse. Ich nutze die Zeit im Zug gerne zum Arbeiten, Lesen, Schlafen oder um mit meinen Kindern zu spielen. Doch die Bahn macht es einem oft schwer: Zu selten, zu langsam, zu unattraktiv und besonders ärgerlich: Zu unpünktlich bis hin zu kompletten Ausfällen von Zügen. Kein Wunder, dass sie in Deutschland nur eine Nebenrolle spielt: Nur 8% des Personenverkehrs und 16% der Güter nutzen die Schiene.
Dabei brauchen wir ganz dringend eine starke Bahn. Zum Pendeln zur Arbeit, zum Besuchen von Freunden und auch für den Klimaschutz. Schienen- und auch Busverkehr brauchen nur einen Bruchteil der Energie und des Platzes im Vergleich zu Auto und Lkw.
Dass die Schiene es kann, zeigen unsere Nachbarn Dänemark, Niederlande und Schweiz. Dort sind Züge pünktlicher, beliebter und fahren häufiger. Wie konsequent gut Schienenverkehr sein kann zeigen asiatische Länder, wo die Verspätungen in Sekunden und der Halteplatz der Züge in cm gemessen werden sowie auch abseits von Metropolen Züge alle zehn Minuten oder öfter fahren.
Beide nebenstehenden Graphiken wurden mit freundlicher Genehmigung von der Allianz pro Schiene zur Verfügung gestellt.
Die Schiene kann es also prinzipiell! Warum nicht bei uns?
Es wird ja durchaus was getan für die Schiene. Gerade hat der Bund die Finanzen zum Beispiel für das Industriegleis Brunsbüttel sowie den zweigleisigen Ausbau nach Sylt bewilligt und das Gutachten für den „Deutschlandtakt“ veröffentlicht. Aber das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Mit diesem Deutschlandtakt wird die Bahn bei weitem nicht gut genug, um klimaschützend zu wirken. Dazu brauchen wir eine doppelt und dreifach so gute Bahn.
Was müssen wir tun?
- Elektrifizieren: Im Bundesgebiet fährt die Bahn weitgehend elektrisch. Schleswig-Holstein hinkt hier leider noch weit hinterher. Nur 29 % der Strecken und damit nur halb so viel wie im Bund sind bei uns elektrifiziert. Und das ausgerechnet im Land der Energiewende. Wir brauchen eine Elektrifizierungsoffensive für Regionalexpresslinien mit großen Zügen und für dichte S-Bahntakte mit vielen Halten. Für alle Strecken ohne Oberleitung brauchen wir Triebwagen mit eigenelektrischem Antrieb (Akku oder Wasserstoff). E-Züge sind schneller, besser, billiger.
- Starke Linien: Das Warten auf den nächsten Zug dauert oft fast so lang wie die Fahrt selbst. Die Hauptlinien sollten alle zehn Minuten und alle anderen mindestens alle halbe Stunde fahren. Kurze Takte heißt weniger Warten und mehr Platz in den Zügen. Das ist attraktiv und wird auch von Menschen genutzt, die sonst mit dem Auto fahren.
- Trennung von Nah- und Regionalverkehr: Die meisten Menschen fahren nicht weit aber oft. Dafür brauchen wir im Nahverkehr mehr Halte und mehr Verbindungen. Zu viele Halte im Nahbereich in der Nähe der Metropolen sind für Regionalreisende jedoch unattraktiv. Nicht nur, weil sie die Fahrt verlangsamen, sondern auch weil die Züge für die vielen Fahrgäste des Nahverkehrs nicht ausreichen. Hierfür sind schnelle Regionalexpresszüge wichtig, die an entsprechenden Knotenpunkten mit dem Nahverkehr verknüpft sind. Das ist nicht nur schneller sondern auch bequemer für alle.
- Flexible Bedienung vor Ort: Vor jeder Zugfahrt steht der Weg zum Bahnhof. Dazu müssen vor Ort die Anbindungen stimmen. Ob mit Bus, Kleinbus, Taxi oder Fahrrad bzw. mit Pkw oder anderen, modernen Verkehrsmitteln. Wir müssen Kommunen unterstützen, Ihren besten Weg zu finden. Mobilität muss von Tür zu Tür gedacht werden.
- Neue Schienen braucht das Land: Wir müssen endlich mit viel mehr Zügen und Gleisen als bisher vorgesehen vorausplanen. Dabei darf es keine Denkverbote geben. Auch neue Strecken gehören dazu.
Ich werde mich nach Kräften dafür starkmachen, dass der Schienenverkehr so gut wird, dass er auch von Autofahrern als Alternative (an)erkannt wird. Ständig, Zügig, Pünktlich!