Am 9. Mai 1950 schlug Frankreichs Außenminister Robert Schuman eine überstaatliche Organisation vor, die letztlich als die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS) in die Geschichte einging. Was als Vergemeinschaftung kriegswichtiger Güter begann, ist in der Bedeutung für den Frieden, der seither weitestgehend in Europa herrschte, gar nicht hoch genug einzuschätzen. Mit der EGKS wurde den europäischen Staaten auch die Chance zu einer gemeinsamen und verbindenden Wirtschaftspolitik gegeben.
Heute, 70 Jahre später verändert eine Pandemie die Welt, wie wir sie kannten. Ein Teil unseres Lebens wurde aus vollem Lauf gebremst. Das stellt auch die EU vor große Herausforderungen. Neben dem Gesundheitsschutz ist die entstandene Wirtschaftskrise mit all ihren sozialen und ökonomischen Auswirkungen eine immense Herausforderung für die europäische Zusammenarbeit. Dass vielerorts zuerst die Schlagbäume runtergingen und ein gewisser Krisennationalismus sich ausbreiten konnte, ist bedauerlich.
Dieser nationale Krisenmechanismus könnte uns in Anbetracht einer noch größeren Herausforderung zum Verhängnis werden. Die Klimakrise lässt sich eigentlich mit deutlich sanfteren Mitteln in den Griff kriegen als Corona. Andererseits steht mit der Zukunft aller künftigen Generationen so viel mehr auf dem Spiel. Die Lösung wird uns aber nur gelingen, wenn Europa gemeinsam handelt. Die europäische Gemeinschaft hat es in den frühen 50er Jahren bereits geschafft, auf eine Krise existenziellen Ausmaßes eine richtige Antwort in Form verstärkter Zusammenarbeit zu finden. Mit dem Green Deal hat die EU nun 70 Jahre später die historische Chance auf die durch die Pandemie ausgelöste Wirtschaftskrise und gleichzeitig vor allem auch auf die Klimakrise die richtige Antwort zu geben. Geschichte wiederholt sich nicht, der Erfolg europäischer Zusammenarbeit aber kann sich wiederholen. Daher gilt nun umso mehr, dass die europäische Zusammenarbeit und Solidarität wieder in den Vordergrund rücken müssen.
In der EGKS wie auch beim Green Deal kommt dem Energiesektor eine Schlüsselrolle zu. Hier ist die EU gegenwärtig diejenige Organisation, die das größte Potenzial hat, auf diesem Gebiet zukunftsweisende und klimaverantwortliche Wege einzuschlagen. Proeuropäisch sein bedeutet heute auch, sich im Geiste europäischer Zusammenarbeit auf die Bekämpfung der Klimakrise zu fokussieren. Es ist richtig, dass wir dieser nie dagewesenen Wirtschaftskrise mit einem umfassenden Konjunkturpaket begegnen. Jedoch wäre es eine verpasste Chance, an dieser Stelle nicht auch gleichzeitig die Klimakrise zu bekämpfen. Vielleicht die letzte Chance. Mit dem Green Deal können die EU-Mitgliedsstaaten erneut zu einem verbindenden und nachhaltigen Wachstum finden.